Aussichtstürme am Elbhang

Die Ritualisierung touristischen Sehens

Dass Aussichtstürme nicht zuletzt zur Erbauung von Wanderern errichtet wurden, lässt sich unschwer nachvollziehen. Dass jedoch überhaupt gewandert wurde, war keineswegs schon immer eine Selbstverständlichkeit:

Erst nach 1800 setzte sich das Reisen zu Fuß als eine kulturelle Errungenschaft des Bürgertums durch. Es war gewissermaßen eine Kritik an der adeligen Reisepraxis: Der Wanderer, der sich aus eigener Kraft die Schönheiten seiner Heimat erschloss, wies sich damit als mündiger und selbstverantwortlicher Bürger aus.

Und bei der Suche nach einer buchstäblich zu nehmenden Horizonterweiterung diente dem Bürger der Aussichtsturm.

Collage der »Türme am Elbhang«

Die Besteigung eines Aussichtsturmes wurde dabei zum Ritual, das insbesondere dazu diente, die Bindung des Bürgers an die Heimat zu vertiefen, die man sich um 1900 wandernd aneignete als vaterländische Natur: der Aufstieg zum Aussichtsturm avancierte so zur patriotischen Tat.

Dass dieses positive Gefühl der wandernden Bürger und Arbeiter für Heimat und Vaterland immer wieder auch für die vermeintlichen Interessen von Partei, Rasse oder Klasse missbraucht wurde, schmälert nicht den grundsätzlichen Wert der Wanderbewegungen – und auch nicht den der Aussichtstürme.

Aussichtstürme gibt es auch am Elbhang. Sie im Bewusstsein der Einheimischen zu bewahren und sie gleichzeitig den zahlreichen Besuchern unserer einmaligen Kulturlandschaft aufzuschließen, gehört zu den selbst gewählten Aufgaben des Ortsvereins Loschwitz-Wachwitz e. V.

Christine Karla Schröder hat mit Unterstützung von Eberhard Münzner eine Ausstellung zusammengestellt, die den Aussichtsturm begreift als ein dem 19. Jahrhundert zuzuordnendes architektonisches Medium zur Ritualisierung touristischen Sehens.

Nicht zuletzt will diese Ausstellung ein bescheidener Vorgriff sein auf ein zukünftiges Elbhangmuseum.

Zeit und Ort

Datum/Zeit
29. September 2008 bis 08. August 2011, ganztägig

Veranstaltungsort
Stadtbezirksamt Loschwitz